Ich habe immer bei allen Magneten zuerst den Nord- und den Südpol markiert. Es war das erste, was ich tat, es ist sehr einfach. Das habe ich tausendmal meinen Studenten gezeigt. Ich gehe in den Keller, um meine Experimente zu holen und ich werde es auch dir demonstrieren.
Ich schaue ihn verdrießlich an, einerseits, weil ich tausende Magneten besaß und nie auf die Idee kam, sie auf das Magnetfeld der Erde zu beziehen, und andererseits, weil mir die Idee, in den Keller zu gehen, bei dem Schnee und mit der Parkinson-Krankheit, die deines Opas Körper bei jeder Bewegung schüttelt, vorkommt, als würde ich zum Zentrum der Erde hinabsteigen.
Er schnappt sich entschlossen und zitternd die Armlehnen des Rollstuhls und beginnt, aufzustehen. Die Stimme der Großmutter tritt aus dem Hintergrund der Szene hervor:
In den Keller nicht, dort ist ein Chaos und es gibt zu viele Treppen.
Aber …
Nein und Schluss damit.
Dein Großvater, der schon zehn Zentimeter vom Sitz emporgestiegen war, sinkt wieder in den Sessel zurück und sieht mich frustriert an. Er hat einen unglaublich jungen Blick, voller liebenswürdiger, unbewusster Stärke. Nur wenn man sich seinen Körper ansieht, seine zuckenden Beine und seine wackelnden Gelenke, bemerkt man sein wahres Alter. Schaut man jedoch in die Augen, so ist man wieder verwirrt. Voller Enttäuschung, weil ich die Experimente nicht sehen kann, und Erleichterung, weil ich so spät nicht hinabsteigen muss, tröste ich ihn:
Das macht nichts. Es ist wirklich schrecklich kalt und wir sind gerade alle ein bisschen erkältet. Ein anderes Mal.
Aber in meinem Kopf schwingt mit der Aufregung eines Nests kleiner Pterodaktylen: Experimente, Experimente, Experimente, Experimente, Experimente, Experimente, Experimente, Experimente… Ich muss mich fast konzentrieren, um beim Tischdecken fürs nachweihnachtliche Kaffeetrinken zu helfen.
So nicht, sagt mir dein Großvater, während er eine Sektflasche mit seinen Händen öffnet. Schau, so. Ich habe die Flasche um 45 Grad geneigt und somit den Druck auf die Hälfte reduziert. Siehst du? So kann ich es ohne großen Kraftaufwand öffnen.
Plopp.
Und mit diesen furchtbar wackeligen und furchtbar starken Händen, entkorkt er die Flasche und gießt mir den Sekt ein, wobei er die Hälfte fröhlich auf der Tischdecke verteilt.
Übersetzung: Katrin Haase. Kollage von Javier Katerhahn: Hintergrund, Nikolai Tesla in seinen Labor (Colorado Springs, 1899), von Dickensin V.Alley und auf der Wikipedia gefunden. Vordergrund: Großvater von K. und Pterodaktyl aus thefree3dmodels.com.
Bewegend!
Leidenschaft gegen Realität.
Opas und Omas, die Schätze sind. 🙂